Druckwasserreaktoren sind komplizierter aufgebaut als Siedewasserreaktoren: Sie verfügen über drei Wasserkreisläufe, während Siedewasserreaktoren mit nur zweien auskommen. Im ersten Kreislauf bleibt das Wasser, das die Brennelemente kühlt, durch den hohen Druck im Reaktorkern flüssig. Es heizt in einem Wärmetauscher einen weiteren Wasserkreislauf. Der dabei entstehende Dampf treibt dann die Turbinen an.
In der Animation sieht man deutlich die drei Wasserkreisläufe im Druckwasserreaktor: Der Kreislauf 1 umspült den Reaktor und gibt seine Wärme an Kreislauf 2 ab. Durch die Wärme verdampft darin das Wasser; der Dampf treibt die Turbine an. Kreislauf 3 kühlt den Dampf im Kreislauf 2 in einem Kondensator wieder zu Wasser.
Merkmale
Der wichtigste Vorteil: Das Wasser, das den Reaktor umspült, bleibt im Reaktorgebäude und ist von den Wasserkreisläufen im Maschinenhaus getrennt. Turbine und Maschinenhaus müssen nicht in besondere Strahlenschutzmaßnahmen einbezogen werden, weil die Turbinen nicht mit radioaktiven Stoffen in Berührung kommen.
Andererseits gibt es beim Druckwasserreaktor nicht den „Selbstregelungseffekt” über die Dampfentwicklung wie beim Siedewasserreaktor. Zum Steuern des Druckwasserreaktors wird dafür – neben den Regelstäben – dem Reaktorkühlwasser Borsäure zugesetzt. Bor absorbiert Neutronen, so dass sich durch Veränderung der Borsäurekonzentration der Reaktor regeln lässt.
Der Reaktordruckbehälter muss einen gewaltigen Druck aushalten, viel mehr als im Siedewasserreaktor. Er besitzt daher Wände, die so dick sind wie ein Unterarm lang – rund 25 Zentimeter – und kann um die 500 Tonnen wiegen.
Der EPR ist ein fortschrittlicher Druckwasserreaktor der 3. Generation mit einer Leistung von 1.600 Megawatt.

EPR-Modell - Bildquelle: AREVA NP
Der EPR unterscheidet sich nicht nur in der Elektrischen Leistung von anderen Reaktortypen, sondern vor allem durch sein verbessertes Sicherheitskonzept. Einen entscheidenden Schritt in diese Richtung hat die Entwicklung des „Core Catcher” (Auffangbecken) getan. Sollte es dennoch zu einem extrem unwahrscheinlichen Störfall kommen, wird die Kernschmelze unterhalb des Reaktordruckbehälters auf einer speziellen Ausbreitungsfläche innerhalb des Containments aufgefangen und dort zuverlässig gekühlt.
Weitere Anlagenteile, die vom technischen Fortschritt des EPR profitieren sind
der Reaktorkern mit seiner größeren Flexibilität hinsichtlich der Brennstoffeinsatzplanung,
Großkomponenten wie der Reaktordruckbehälter samt Einbauten, die Dampferzeuger und die Hauptkühlmittelpumpe und
die Leittechniksysteme, die benutzerfreundliche Mensch-Maschine-Schnittstelle sowie die vollständig rechnergestützte Kraftwerkswarte.
In Olkiluoto, Finnland, wird gegenwärtig der erste EPR weltweit errichtet. Eine zweite Anlage wird seit 2007 im Kernkraftwerk Flamanville im Norden Frankreichs gebaut.